(aus dem Buch
"Voyage autour de Valgorge" von le Docteur Francus, Privas
1878)
Die Häuser in Loubaresse sind teils mit Dachziegeln, teils mit
Schiefer gedeckt: es gibt eine Ziegelei unterhalb von Pieoulé,
am Hang von Dompnac. Die Häuser sind alles andere als Paläste
- eher handelt es sich um Ställe, in denen die Tiere dem Menschen
großzügig ein bisschen Platz lassen, der dann etwas weniger
verdreckt ist als der Rest; das Ganze ist von einem Heuboden gekrönt.
Kaum ein Haus hat mehr als eine einzige große Flügeltür.
Hier treten sie ein: Martin mit seinem Maultier, Marianne mit ihren
Kühen. Wenn man Hausherr oder Hausherrin besuchen will, sind es
die Tiere, denen man sich zuerst vorstellt und die einen zuvorkommend
begrüßen: Bäääh! Bääh! Ia! Auf diese
Art vorgewarnt, erscheinen Hausherr oder Hausherrin auf der Schwelle
des kleinen Raums, den sie sich in einer Ecke des Stalls häuslich
eingerichtet haben, und der ihnen als Küche, Salon, Ess- und Schlafzimmer
dient. Da dieses Zimmer oft nur durch eine Bretterwand und manchmal
nur durch ein simples Gatter vom Stall getrennt ist, hört und riecht
man die Tiere im Stall, als lebe man zwischen ihnen.
Die Feuerstelle befindet sich auf dem Boden, in einer Ecke steht ein
Backtrog, es gibt ein oder zwei Schemel und einen verschließbaren
Schrank, in dem sich die gesamte Wäsche befindet. Wandschränke
dienen als Alkoven ähnlich den Kojen in den Dampfschiffen, mit
denen die Emigranten auswandern. Das Ganze wird erhellt durch eine Luke,
die durch den Rauch gelbbraun geworden ist: Dies ist das Intérieur
einer Bergbewohnerfamilie.
Die Luke und die Tür sind normalerweise die einzigen Öffnungen
des ganzen Hauses, da die Bergbewohner gerne so wenig Eintragungen durch
den Steuereinnehmer wie möglich verursachen wollen. Mit dem Geschirr
ist es ähnlich wie mit dem Mobiliar. Zinn, Eisen und Holz ersetzen
Tafelsilber und Porzellan, genauso wie Buche und Kiefer statt Palisander
verwendet werden.
Aber seien Sie jetzt nicht so vorschnell und bedauern Sie den Montagnard!
Er wohnt ärmlich und ist schlecht möbliert, aber er atmet
die klare Luft der Berge, die über alle Ausdünstungen der
Ställe triumphiert. Er trinkt reinste Milch aus seinen Holzkellen
und isst aus seinem groben Geschirr die exquisiteste Butter, während
der Städter sich wohl oder übel mit unreiner Milch und Butter
zufrieden geben muss, die zudem nicht ohne Gefahren für die Gesundheit
sind.
Der Hofbesitzer in den Bergen - und es gibt davon jede Menge - ist außerdem
genauso stolz auf sein Elendsquartier wie ein Graf auf sein Schloss.
Wie Cäsar zieht er es vor, Erster unter den Seinen zu sein stattZweiter
unter Fremden. Die Vorherrschaft in seinem Stall erscheint ihm erstrebenswerter
als ein Dienstbotendasein bei einem Millionär - und ich werde mich
hüten, sein Urteil völlig falsch zu finden.